Dir notwendigkeit
La necessitat. “Mirmanda”, 236. Edicions de 1984. Barcelona, 2023.
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Alicia, eine zweiundfünfzigjährige Frau, von Beruf Fotografin, reist nach Menorca, um eine Reportage über das Eiland Illa del Llatzeret, eine mittlerweile obsolete Festung des Gesundheitswesens, die als vorübergehende Qurarantänestätte für Reisende diente, die aus der Ferne kamen und beabsichtigten, auf die Halbinsel zu gelangen. Unvorhersehbare von ihr nicht zu verantwortende Ereignisse zwingen sie, länger hier zu bleiben, als sie eigentlich geplant hatte. In einem Hotel in der Nachsaison, fernab der alltäglichen Umgebung, überrascht von dieser plötzlichen Unbeweglichkeit, aus der Fassung gebracht und inspiriert von einer sie überwältigenden Atmosphäre, beginnt sie einen Prozess der Introspektion, der sie zur Auseinandersetzung mit ausgesprochen elementaren, unbekannten, häufig antagonistischen Trieben bringt, die in ihrem Inneren miteinander ringen. So ergibt es sich, dass dort, wo anscheinend gar nichts passiert, eigentlich alles passiert.
Die Notwendigkeit handelt von einem Prozess des Erkennens, der verlangt, eine von Konflikten und der Unsicherheit bei der angestrebten Strukturierung derselben geprägte Identität anzunehmen. Diese Suche wird mit einem notwendigen Willen zur Erneuerung gelöst. Eine Lebenserfahrung, die in einen Zustand der Erschütterung mündet, ohne den die ästhetische Konstruktion unmöglich wäre.

Der wachmann und die dinge
El vigilant i les coses. “Mirmanda”, 70. Edicions de 1984. Barcelona, 2009.
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August, ein Wachmann mit gleichgültiger aber obsessiver und perfektionistischer Miene, lebt einen virulenten inneren Kampf. In seiner Abneigung gegen alles und jeden hat er den Erinnerungen und Freuden entsagt und das Unbehagen der guten Vorsätze vermieden, Und alles, um die Intensität jedes einzelnen Fäserchens seiner Zeit zu sammeln. Aber kam dieses ihn von allen abgrenzende und isolierende Verhalten von einem Scheitern oder war es das Resultat eines von langer Hand geplanten Projekts? War er ein Feigling oder war er ein Held?
Eines Tages hat der Wachmann August die Vorahnung eines umwälzenden Ereignisses, das alles auf den Kopf stellen könnte. Seltsam gespalten —zugleich Betrachter und Protagonist eines ungewöhnlichen Abenteuers— wird sich dieser Mann, der eigentlich ohne Verpflichtungen leben wollte und es hasste, immer bei allem Zugeständnisse zu machen, von den alltäglichen Dingen eingefangen sehen, die seine Unabhängigkeit bedrohen. Es ist das wirkliche Leben, das ihn zum Eingreifen zwingen wird.
Die Art und Weise, wie diese einzigartige Gestalt diese Konflikte lösen wird, ist das Material, aus dem dieses faszinierende Buch intelligenter Reflexionen und mit einem großen Talent, uns die dunkelsten und unverständlichsten Winkel der menschlichen Natur zu zeigen, entsteht.

Der tod des fabulierers
La mort del fabulador. “Biblioteca mínima”, 73. Quaderns Crema. Barcelona, 1999.
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Mineralisch und undurchsichtig ist dies ein Roman, in dem die Anekdoten, die Situationen und verschiedenen Handlungsstränge im Dienste eines Stils stehen, der den Leser in der Perplexität eines traumhaften Ambientes hält. Lesen wird zu einem anregenden Erlebnis, in dem sich Komik und Blendung zur Beschwörung einer Welt verbinden, die viel mit dem Primitivismus des Stummfilms gemein hat und in der der aus irgendeinem Grund bedrohte Protagonist, flieht und ein an einem Strand aufgestelltes Zirkuszelt erreicht. Das Resultat ist eine komplexe und zerbröckelte Moralparabel.

Übersetzt von Traduccions MÓN